9.1.11 - 9. LLG Kevelaer Marathon

9.1.11 - 9. LLG Kevelaer Marathon

Ein großartiger Kampf!

kevelaer2011Bei einem der ersten Marathonläufe des Jahres (früher auch bekannt unter dem Namen "Honigkuchenmarathon" lief Barbara Jedras in Begleitung von Alexander Ockl in 3:25:28h auf einen guten 3.Platz (1.W40, 41.Platz im Gesamteinlauf). Bis Runde 6 (von 7) lag sie sogar in Führung, dann wurden die letzten 10km aber richtig hart. 294 Teilnehmer/innen kamen bei dem auf 400 Startplätze limitierten Marathon ins Ziel. Das anhaltende Tauwetter der letzten Tage hatte eine Durchführung der Veranstaltung erst möglich gemacht.

Unser "Reporter vor Ort" Alexander Ockl schildert uns seine Eindrücke (weiterlesen...)

Weitere Infos: Veranstalterhomepage | Bilder & Bericht Marathon4You | Bilder Runner's World

3:25:28 und den Gesamtsieg auf der letzten Runde verloren. Eine knappe halbe Stunde hinter der Bestzeit. Für viele mag das wie eine herbe Enttäuschung klingen. Ihr hättet dabei sein sollen! Dann hättet Ihr miterleben können, was einen richtigen Marathon wirklich ausmacht und warum diese Distanz so faszinierend macht. Dabei hat alles so einfach begonnen. Wir haben gewusst, dass Barbara wegen einer Verletzung und dem Wetter im Dezember eine Menge Kilometer gefehlt haben. Also sind wir für Barbaras Verhältnisse langsam angelaufen. Wir haben uns auf der ersten Runde sogar unterhalten. Die Sonne kommt heraus. Alles läuft so leicht. Und Moderator Thissen - die Stimme vom Niederrhein - freut sich jede Runde, dass er mit seinem Tipp goldrichtig liegt.

Doch ab Mitte des Rennens werden dann bei Barbara die Beine schwerer. Naja die Zeit - egal - aber der Gesamtsieg ist immer noch drin. Doch dann schlägt der Mann mit dem Hammer so richtig zu. Kurz vor der letzten Runde geht eigentlich gar nichts mehr. Die Zweitplatzierte - immerhin Europameisterin bei den Triathleten - fliegt nur so heran und trabt „locker" an uns vorbei. Sie ist ohne Zweifel gut und gewinnt verdientermaßen. Wir sind inzwischen 45-60 Sekunden auf dem Kilometer langsamer als zu Beginn. Die Besserwisser werden jetzt sagen - viel zu schnell losgelaufen. Natürlich haben sie Recht! An dieser Stelle fällt mir wirklich nichts mehr ein, was ich hätte Barbara noch ins Ohr flüstern kann. Dagegenhalten? Das wäre lächerlich. Jeder der einmal so eingebrochen ist, weiß wie man sich in diesem Moment fühlt. Vor allem, wenn einem gerade das letzte Ziel wegfliegt und man meilenweit von seiner Bestzeit entfernt ist.

Aber nicht so Barbara. Wenigstens zweite werden und das Rennen ordentlich beenden. Aber das ist leichter gesagt, als getan. Ich hatte inzwischen auch alle Register der Motivationskunst gezogen. Wortlos biegen wir in die letzte Runde ein. Barbara will eigentlich nur noch stehen bleiben. Zwei Kilometer später trabt dann auch noch die Drittplazierte an Barbara vorbei. Aber das ist Barbara eigentlich nur noch egal. Inzwischen laufe ich nur noch vor Ihr. Wenn ich mich umdrehe, höre ich entweder ein Stöhnen oder sehe in ein schmerzverzerrtes Gesicht. „Alex ich will nicht mehr" oder „Ich kann nicht mehr". Nur stehen bleibt sie nicht! Im Gegenteil. Immer wieder stemmt sie sich gegen die Erschöpfung und versucht noch einmal zu beschleunigen. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange das so geht.

Aber dann kommt endlich die Zielgerade! Sie läuft über die erste Matte...

... und bricht auf der zweiten Matte zusammen. Mit drei Helfern schleppen wir Barbara ins Versorgungszimmer in der Jugendherberge. Dort angekommen braucht Sie über eine Viertelstunde, um wieder zu sich zu kommen! „Eine saublöde Idee, nach so einer Vorbereitung hier zu starten", stammelt sie mit geschlossenen Augen von der Liege zu mir und den Betreuern. Vermutlich hat sie Recht. Gar nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir auf einem der Feldwege stehen geblieben wären.

Aber auf der anderen Seite habe ich noch nie - wirklich nie - jemanden so kämpfen gesehen wie Barbara. Und das ist es doch, was einen Marathon ausmacht. Wenn es gut läuft, einen Erfolg nach Hause zu laufen, ist einfach. Aber das war mit Abstand das Beste, was ich in Wettkämpfen bisher gesehen habe. Dieser dritte Platz ist viel mehr wert als so mancher Sieg oder manche Meisterschaft, die Barbara „locker" gewonnen hat. Ich bin froh, dass Barbara bei der Siegerehrung ihr Lächeln wieder gefunden hat. Mir bleibt nur zu sagen, dass es ein Erlebnis war, Barbara begleiten zu dürfen. Vielen Dank für diesen einmaligen Lauf!